Die Funktion der Ohnmacht in der Englischen Literatur des 18. Jahrhunderts Die Funktion der Ohnmacht in der Englischen Literatur des 18. Jahrhunderts

Die Funktion der Ohnmacht in der Englischen Literatur des 18. Jahrhunderts

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Ein Phänomen, das in der literarischen Darstellung des Körpers über alle Epochen
hinweg eine facettenreiche Komponente bildet, ist die Ohnmacht. Es liegt auf der Hand,
dass dieses Phä nomen als Bestandteil der Rhetorik des Überwältigtseins aufgrund seines
ästhetischen Potentials für literarische Inszenierungen besonders reizvoll ist. Dabei folgen
die meisten Ohnmachten dem „Grundmuster von Schrecken, Zusammenbruch und Abwehr“
(Galle 1993, 111). Die vorliegende Arbeit hat es sich zur Aufgabe gemacht, literarisch
inszenierte Ohnmachten nach eben jenem Grundmuster zu untersuchen. Die Betrachtungen
konzentrieren sich dabei auf die englische Literatur des 18. Jahrhunderts, wobei das Motiv
der Ohnmacht hauptsächlich in narrativen Texten untersucht wird. Wenn die „Variationen,
die eine Zeit mit einem Motiv vornimmt, die Epoche kennzeichnen“ (Frenzel 1966, 30), so
kann davon ausgegangen werden, dass sich an der jeweiligen Ausgestaltung des
Ohnmachtmotivs gleichermaßen signifikante Entwicklungsschritte in der kulturellen
Konzeption des Körpers ablesen lassen. Der Untersuchungsgegenstand legt – wie noch zu
zeigen sein wird – eine Fokussierung des 18. Jahrhunderts nahe.
Die pathologische Dimension der Ohnmacht wird in dieser Untersuchung nicht
untersucht. Ohnmachten, die etwa in Verbindung mit Epilepsie, Katalepsie, Hysterie oder
auch Hypochondrie eintreten, haben ihre Ursache in der jeweiligen Krankheit und nicht in
einem äußeren Geschehen. Für die literarische Ausgestaltung ist jedoch genau dieses äußere
Geschehen von beträchtlichem Interesse, denn es erhält durch einen Ohnmachtanfall eine
besondere Akzentuierung. Die Zeit bleibt für einen kurzen Augenblick stehen und der
Moment erfährt dadurch eine Fokussierung. Des Weiteren beruhen pathologisch begründete
Ohnmachten auf einer anatomischen Dysfunktion, wohingegen die hier relevanten
Ohnmachtanfälle lediglich ein Bild momentan „kollabierender leiblicher Normativität“
(Galle 1993, 104) vermitteln. In Anlehnung an Zedlers Großes Vollständiges Universal-
Lexicon nenne ich meinen Untersuchungsgegenstand die „eigenleidige Ohnmacht“ (1732-
1752, Band V, Spalte 993). Der eben nur kurzzeitige Verlust des normativen körperlichen Status dürfte dafür
verantwortlich sein, dass sowohl die Betroffenen als auch die Betrachter des Spektakels die
Ohnmacht meist als belangloses Ereignis herunterspielen konnten und somit den Blick auf
die eigentliche Brisanz des Phänomens verstellten. [...]

GENRE
Fiction & Literature
RELEASED
2003
14 September
LANGUAGE
DE
German
LENGTH
145
Pages
PUBLISHER
GRIN Verlag
SELLER
GRIN Verlag GmbH
SIZE
366.8
KB

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