Der Apparat der Liebe (Erzählung)
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Description de l’éditeur
Ich glaube, ein junges Mädchen, das einmal Lehrerin war, wird die Nachwirkungen dieser Tätigkeit im guten wie im bösen Sinne ihr Leben lang spüren. Dabei spreche ich natürlich nur von den wirklichen Lehrerinnen, nicht von denen, die nur so, um eben nicht zu Haus zu sitzen, den Beruf ergriffen. Ich wenigstens verdanke meiner Ansicht nach den ausgesprochenen Sinn für Ordnung und Pünktlichkeit, den Hang, alles in ein System zu bringen - und nicht nur das Äußerliche - sicher meinen Lern- und Lehrjahren. Nichts ist mir verhaßter als Unordnung und Faselei, und ich glaube, alles ertragen zu können, selbst das Schlimmste, wenn ich mir die organische Ursache, die es bedingt, nur klarzulegen vermag.
Das ist ein seltsamer Anfang für eine, die es sich vorgesetzt hat, auf den nachfolgenden Seiten von ihren ehelichen und nebenehelichen Erlebnissen mit einigen Männern zu erzählen. Man wird ja auf diesen Blättern meine Stellung zum Ehebruchsproblem, soweit es mich angeht, klargelegt finden, ohne daß ich darüber viel Worte zu machen brauchte: die Tatsachen sprechen für sich, wie man sagt.
Übrigens glaube ich nicht, daß ich mehr Erlebnisse als andere Ehefrauen in meinem Alter - ich bin Anfang der Vierzig - aufzuweisen habe. Diese drei Seitensprünge sind quantitativ meinen Beobachtungen nach eher unter als über dem Durchschnitt. Um so seltsamer ist die Krankheit, die mein Gefühlsleben infolge dieser wenigen Erlebnisse ergriffen hat und die ich "Routine des Gefühls" nennen möchte. Ich wundere mich über einige meiner Geschlechtsgefährtinnen, die sich unermüdlich von einem Abenteuer in das andere stürzen, ich verstehe sie nicht.
Meine Untemehmungslust in dieser Hinsicht ist wohl endgültig vorbei, ich fühle eine Lähmung meiner seelischen Spannkraft, einen Pessimismus im Hinblick auf das Neue, das mir das Leben etwa noch zu bieten hätte, der grenzenlos ist.
Eine boshafte Freundin hat einmal von mir gesagt, ich trüge auch seelisch einen Klemmer. (Ich benutze ein Glas.) Wenn sie dabei gemeint hat, ich verabscheute das Schrankenlose, das Vage, das Gefühlsduselige, das Chaos, so hat sie zweifellos recht.
Hat sie jedoch damit gemeint, ich könne mich nicht entschließen, die Konsequenzen meiner Erkenntnisse zu ziehen, meinem Mann und meinen Kindern Valet zu sagen und - eine andere Nora - in die Welt hinauszugehen, so hat sie wiederum recht.
Ganz abgesehen davon, daß über das Betrügen des Ehemannes mancherlei zu sagen bleibt, daß die ganze Redensart von dem auf einer Lüge aufgebauten ...