Der Schicksalsglaubein Goethes Wilhelm Meister Der Schicksalsglaubein Goethes Wilhelm Meister

Der Schicksalsglaubein Goethes Wilhelm Meister

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Beschreibung des Verlags

Am 5. November 1796, im Jahr der Veröffentlichung von Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre, schreibt Christian Gottfried Körner an seinen Freund Schiller:
"Besondere Kunst finde ich in der Verflechtung zwischen den Schicksalen und den Charakteren. Beide wirken gegenseitig ineinander. Der Charakter ist weder bloß das Resultat einer Reihe von Begebenheiten, wie die Summe eines Rechnungsexempels, noch das Schicksal bloß eine Wirkung des gegebenen Charakters. Das Persönliche entwickelt sich aus einem selbstständigen unerklärbaren Keime, und diese Entwicklung wird durch die äußeren Umstände bloß begünstigt."
Dieses Lob fällt bei Goethe auf fruchtbaren Boden, da er besonders auf die Verflechtung von Schicksalen und den Charakteren „eine ununterbrochene Aufmerksamkeit gerichtet“ habe. Diese Verflechtung müsse der „Hauptfaden“ sein, „der im Stillen alles zusammenhält und ohne den kein Roman etwas wert sein kann“.
Die Gestaltung der Beziehung des Menschen zu den ihm begegnenden Geschehnissen, seine Haltung gegenüber seinem „Schicksal“ oder dem „Zufall“, spielt im Wilhelm Meister eine bedeutende, wenn nicht entscheidende Rolle. Für diesen Roman als Bildungsroman kennzeichnend ist die Auseinandersetzung Wilhelms mit der ihn umgebenden Welt, die im Vergleich etwa zu der Zeit der Antike oder des europäischen Mittelalters umso notwendiger wird, weil die Welt „kein einheitliches Gefüge mehr“ ist und Weg und Ziel individuell gefunden werden müssen.
Der Schicksalsbegriff im Wilhelm Meister spielt sich dabei zwischen zwei einander entgegen gesetzten Positionen ab: Zu Beginn der Lehrjahre spielt das irrationale Moment des Schicksals für Wilhelm eine große Rolle. Der Held beruft sich auf ein lenkendes Schicksal, um sich selbst und seine Neigungen mit den äußeren Geschehnissen in Beziehung zu setzen. Diese Auffassung vom Schicksal ist dem aufklärerischen Bestreben der Turmgesellschaft entgegengesetzt, die das Ideal in einer rationalen Beherrschung der Wirklichkeit sieht. Wilhelm ist von dieser Denkweise am Anfang sehr weit entfernt, obwohl sie dem entspricht, wonach er eigentlich strebt: „[E]r versucht sein Leben als Ganzes zu verstehen und seine Zukunft zu planen.“ Schließlich gelingt es Wilhelm, im Laufe seiner Lehrjahre von dem „naiv-fatalistischen“ Schicksalsbegriff abzukommen, um sich der rationaleren Sichtweise der Turmgesellschaft anzunähern. Ob am Ende der Lehrjahre eine Weiterentwicklung von Wilhelms Glauben an ein persönliches Schicksal stattgefunden hat, ...

GENRE
Belletristik und Literatur
ERSCHIENEN
2016
18. April
SPRACHE
DE
Deutsch
UMFANG
43
Seiten
VERLAG
GRIN Verlag
GRÖSSE
228,2
 kB

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