Geschlechterdifferenz im Romanwerk von Marlen Haushofer
-
- 36,99 €
-
- 36,99 €
Beschreibung des Verlags
Teil I – Theorie der Geschlechterdifferenz
I.1. Thesen zur Geschlechterdifferenz
Das Thema Geschlechterdifferenz ist ein äußerst kompliziertes und komplexes Gebiet, da es einerseits die Grundlage der feministischen und überhaupt jeglicher philosophische n Diskussion ist, andererseits der Begriff jedoch nicht klar faßbar wird und
sich einer einheitlichen und universal einsetzbaren Definition entzieht. Wenn wir von Geschlechterdifferenz sprechen, ist von einem gegebenen und gleichzeitig erklärungsbedürftigen Phänomen die Rede. Und dieses geht weit über die einfache Tatsache, daß es zwei verschiedene Geschlechter gibt, hinaus: Eine Theorie der Geschlechterdifferenz muß sich damit beschäftigen, wie sich dieser (scheinbar naturgegebene) „kleine Unterschied“ auf die Position der Menschen – von feministischer Warte aus insbesondere der Frau – in der Welt und Gesellschaft auswirkt, muß die Gründe für die Andersartigkeit und Ungleichheit der Geschlechter untersuchen, und
sie muß nicht zuletzt Veränderungsmöglichkeiten und Lösungen entwerfen: Wie könnten die Menschen in Zukunft vernünftig mit der Geschlechterdifferenz umgehen, wie könnten Hierarchien abgebaut werden, wie können Mann und Frau zusammenleben, ohne daß eines der beiden Geschlechter unterdrückt wird?
Die hier angeführten Thesen erheben keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit – wollte man diesen erfüllen, hieße das, die gesamte Philosophie von ihren Anfängen bis zur Gegenwart auf das Phänomen Geschlechterdifferenz hin zu untersuchen und auch sämtliche Vertreterinnen der feministischen (Literatur-)Theorie zu Wort kommen
zu lassen. Dies würde mehr als genug Stoff für eine eigene Arbeit liefern. Da ich mich in dieser Arbeit sehr nah an den Texten Marlen Haushofers entlangbewegen werde, habe ich im folgenden nur einige wenige Pionierinnen der feministischen Theoriebildung – Simone de Beauvoir, Luce Irigaray und Judith Butler – zur genaueren
Betrachtung herangezogen, um an ihnen exemplarisch darzustellen, in welche Richtung die Erforschung der Geschlechterdifferenz ging und geht und um wichtige Termini und Kategorien hervorzuheben, die später im Lektüreteil wieder auftauchen werden.
[...]