Weiße Wolken
Roman
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3,3 • 3 Bewertungen
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- 19,99 €
Beschreibung des Verlags
Zwei Schwestern: Die eine arbeitet sich an sämtlichem Unrecht unserer Gegenwart ab, die andere am bürgerlichen Familienideal. Für die eine ist ihr Schwarzsein eine politische Kategorie, für die andere ihr Muttersein.
Dieo, die eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin macht, lebt mit ihrem Mann Simon und den drei Söhnen im Frankfurter Nordend. Sie leidet unter den unerfüllbaren Ansprüchen der Gesellschaft an sie als Mutter, vor allem aber ist es die ständige Kritik ihrer jüngeren Schwester Zazie an allem und jedem, die an ihren Nerven zerrt. Nicht nur ihre Kollegen im Offenbacher Jugendzentrum beobachten Zazies Wutausbrüche mit zunehmender Ratlosigkeit. Auch Simon, ein mittelalter weißer Mann und Angestellter in einem Finanz-Start-up, gerät immer wieder ins Visier seiner Schwägerin.
Eines Tages erhalten die Schwestern eine Nachricht, die alles verändert: Ihr Vater Papis, ein eigensinniger Nietzsche-Fan, der vor mehr als vierzig Jahren aus dem Senegal nach Deutschland kam, ist unerwartet verstorben. Da die Trauerfeier in seiner alten Heimat stattfinden soll, begeben sich Zazie und Dieo auf eine Reise in das westafrikanische Land. Der Abschied wird für die beiden zu einem Neuanfang – in vielerlei Hinsicht.
In ihrem Debütroman »Weiße Wolken« erzählt Yandé Seck einfühlsam und mit feinem Witz von den Ambivalenzen unserer Gegenwart, von Alltagsrassismus, Identitätssuche und den komplexen Banden einer postmigrantischen Familie. Ein kluger Roman über die Themen unserer Zeit.
Kundenrezensionen
Wichtige Themen, aber für mich kein rundes Buch
Ich hatte von anderen Rezensionen und der Inhaltsangabe große Erwartungen an den Roman, die konnten aber leider nicht erfüllt werden, obwohl ich das wirklich gern gewollt hätte.
Es geht in „Weiße Wolken“ um die Schwestern Zazie und Dieo, beide Schwarz, aber darüber hinaus sehr verschieden in ihren Lebensstilen. Während die ältere Schwester Dieo bereits drei Kinder hat, mit Simon verheiratet ist und eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin macht, hat Zazie gerade ihr Studium beendet, ist zögerlich beim Eingehen einer romantischen Paarbeziehung und plant eine akademische Karriere mit aktivistischen Elementen. Sie ist es auch, die besonders viel Wut in sich trägt, welche sich z. B. im Kontakt mit ihrem sexistischen Vorgesetzten in einem Jugendzentrum zeigt, doch ebenso auch in ihrem Privatleben. Sowohl das spießbürgerliche Leben ihrer älteren Schwester als auch deren Mann Simon, welcher als mittelalter weißer Mann in der Techbranche arbeitet und damit im Kern einer Kapitalismuskritik steht, sorgen immer wieder für Reibungspunkte mit Zazie.
Ich habe mich ziemlich durch die Handlung gekämpft. Wandelnde Perspektiven mag ich eigentlich sehr gern, aber hier kam aus mir bis zum letzten Viertel unklaren Gründen auch noch Simon als dritte Perspektive dazu, obwohl es doch primär um die Schwester gehen sollte. Gleichzeitig spielen in den drei Perspektiven dann aber auch noch weitere Charaktere eine größere Rolle und trotzdem (oder genau deshalb) bekam ich die einzelnen Figuren charakterlich einfach nicht zu greifen. Ich habe kein wirklich gutes Gefühl für ihre Probleme oder Beziehungen zueinander bekommen, weil alles so fragmentarisch war. Im letzten Viertel kam es dann erst zu dem im Klappentext erwähnten Todesfall und ab da war die Handlung auch stringenter für mich. Damit habe ich dann auch endlich ein konkreteres Bild der drei Protagonist*innen bekommen.
Das Ende kam mir eindeutig zu sehr gewollt. So schön ich es an sich auch finde, der Sinneswandel Zazies war für mich bei aller Vorgeschichte überhaupt nicht nachvollziehbar und auch die am Ende geschilderten Beziehungen zwischen allen Figuren haben für mein Empfinden nicht zur Handlung davor gepasst. Da war mir ein viel zu großer Bruch drin und in Kombination mit dem fragmentarischen Aufbau der Figuren, der teils akademischen Sprache und den vielen Charakteren ist der Roman einfach nichts für mich. Vielleicht war das Ziel gerade, die Figuren nicht so klar zu zeichnen, um sie in ihrer Komplexität abzubilden. Dafür wäre für mich aber eine mitreißende Handlung notwendig, um trotzdem dran zu bleiben, und das war hier leider nicht durchgängig der Fall.