Yellowface
Roman. »Rasiermesserscharf!« TIME
-
-
4,0 • 13 Bewertungen
-
-
- 6,99 €
Beschreibung des Verlags
»Krimi, Satire, Paranoia, heiße Debatten. Vor allem aber eine absolut großartige Geschichte.« STEPHEN KING
»Ich habe dieses Buch wahrscheinlich schneller verschlungen als alles, was ich in diesem Jahr gelesen habe.« ANTHONY CUMMINS, THE GUARDIAN
June Hayward und Athena Liu könnten beide aufstrebende Stars der Literaturszene sein. Doch während die chinesisch-amerikanische Autorin Athena für ihre Romane gefeiert wird, fristet June ein Dasein im Abseits. Niemand interessiert sich für Geschichten "ganz normaler" weißer Mädchen, so sieht es June zumindest.
Als June Zeugin wird, wie Athena bei einem Unfall stirbt, stiehlt sie im Affekt Athenas neuestes, gerade vollendetes Manuskript, einen Roman über die Heldentaten chinesischer Arbeiter während des Ersten Weltkriegs.
June überarbeitet das Werk und veröffentlicht es unter ihrem neuen Künstlernamen Juniper Song. Denn verdient es dieses Stück Geschichte nicht, erzählt zu werden, und zwar egal von wem? Aber nun muss June ihr Geheimnis hüten. Und herausfinden, wie weit sie dafür gehen will.
Kundenrezensionen
Herausfordernd und ambivalent
Bislang habe ich mich mit noch keiner Rezension so schwer getan wie mit der zu „Yellowface“. Meine Erwartungen waren durch starkes Marketing und den Erfolg der Original-Ausgabe enorm hoch. Und weil ich davon ausging, dass es ein Easy-Read mit moralischer Dimension wird, waren diese Erwartungen zum Scheitern verurteilt. (Abgesehen von der Umschlagsgestaltung, wie genial ist die bitte?! 🤩)
Denn wenn „Yellowface“ eins nicht ist, dann einfach. Das liegt nicht an der Sprache, sondern an der Wucht an Ambivalenz. Die weiße Protagonistin June stiehlt nach dem Tod ihrer wesentlich erfolgreicheren, chinesisch-amerikanischen Freundin Athena deren Manuskript, schreibt es um und veröffentlicht es. Es wird ein Bestseller, aber auf den Erfolg folgen die ersten Kritiken, Zweifel und Drohungen. Die Handlung ist immer wieder von thrillerartigen Elementen durchzogen. Das Ende fanden einige Menschen wohl vorhersehbar, ich nicht und mich hat es persönlich auch nicht ganz zufriedengestellt.
Nicht nur die Protagonistin ist ziemlich unsympathisch, auch die anderen Charaktere lassen sich nicht wirklich moralisch klar einordnen. Und das macht das Buch nicht nur zu einer Kritik am Literaturbetrieb, an kultureller Aneignung und Cancel Culture, sondern in meinen Augen vor allem zu einem Werk stetiger Hinterfragung der eigenen moralischen Wertung und des persönlichen Verständnisses. Was ist Satire, was ist reale Ambivalenz? An welchen Stellen manipuliert June unser Urteil, wo ist Mitgefühl vielleicht angebracht? Ich bin davon überzeugt, dass alle Lesenden zu einer (leicht) unterschiedlichen Bewertung kommen. „Yellowface“ fand ich wirklich herausfordernd bis anstrengend und dennoch wichtig zu lesen. Sich mit anderen dazu auszutauschen ist wahrscheinlich sehr zu empfehlen. 😉
Lüge bringt weitere Lügen
June Hayward geht für ihren Erfolg über Leichen. Bei einem freundschaftlichen Treffen mit ihrer erfolgreiche Autorenkollegin Athena Liu erstickt letztere an einem Stück Pancake und die Überlebende ist so abgebrüht und stiehlt das Manuskript deren neuen Romans. Nach dessen Aneignung bewirbt sich June mit dem Titel bei den Verlagen und wird fündig. Die Veröffentlichungsmaschinerie nimmt seinen Lauf.
Spannend fand ich den Einblick in die Verlagswelt, wobei sicher eine Portion Satire mitschwingt. Was mich während der ganzen Lektüre störte, dass die Protagonistin mit ihrem Diebstahl durchzukommen scheint. Das war mir so zuwider, dass sie mir stetig unsympathischer wurde. Auch ihre ständige Rechtfertigung, warum sie das Richtige tue, ging mir auf die Nerven.
Folglich zog sich der Lesestoff und die Euphorie für Yellowface hat mich nicht erreicht.
Hochaktuelle Fragen zur Literaturbranche
Mit „Yellowface“ bespricht R. F. Kuang hochaktuelle Fragen zur Literaturbranche. Es geht um kulturelle Aneignung, darum, wer überhaupt die Möglichkeit bekommt, zu veröffentlichen und wer über welches Thema schreiben darf. Daneben versteht man die Literaturbranche nach der Lektüre deutlich besser.
Kuangs Schreibstil nimmt einen gleich zu Beginn von der Handlung ein. Sie spinnt die behandelten Themen in einen spannenden Thriller, bei dem einem trotz Junipers unsympathischen Art das ständige Mitfühlen, ob Juniper auffliegt, bleibt.
Denn Juniper stiehlt nach einem Unfall, bei dem die chinesisch-amerikanische Autorin Athena Liu stirbt, deren Manuskript, überarbeitet es und gibt es schließlich als ihr Werk aus. Dies ist umso brisanter, weil der Roman von den chinesischen Heldentaten im 1.Weltkrieg handelt und Juniper im Gegensatz zu Athena keinen chinesischen Hintergrund hat, ihr Name Juniper Song aber den Eindruck erwecken möchte. Daran anknüpfend werden die Fragen, wer wie veröffentlichen darf, gestellt.
Ein brillanter Roman, der einen mit vielen klugen Fragen zur Literaturbranche konfrontiert und deren Schattenseiten aufzeigt.