Das Thema Großstadt im Expressionismus. Untersucht an vier Gedichten
Städter (Alfred Wolfenstein), Der Gott der Stadt (Georg Heym), Die Stadt (Alfred Lichtenstein), Punkt (Alfred Lichtenstein)
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Die Epoche des Expressionismus ging ungefähr von 1910-1920/25. Der Begriff
'Expressionismus' stammt vom lateinischen Wort expressio (Ausdruck) und bedeutet
'Ausdruckskunst'. Die Dichter dieser Zeit lehnten sich gegen die Tradition des 19.
Jahrhunderts auf, das schon lange kritisiert wurde, aber bisher nicht in einer solchen
Schärfe. Sie kritisierten aktuelle zeitliche Entwicklungen wie die Industrialisierung,
die Urbanisierung, die Zivilisation und das wilhelminische Bürgertum.
Expressionistische Themen waren die Großstadt, der Weltuntergang, der Krieg und
der Ich-Zerfall. Viele Dichter wendeten sich in ihren Texten provozierend gegen
bürgerliche Geschmacksnormen und einen künstlerischen Schönheitsbegriff, der
bestimmte Bereiche ausschloss. So griffen sie häufig hässliche Motive auf, wie
Verfall, Tod, Wahnsinn, Krankheit und Verwesung, weshalb man auch von der
Ästhetik des Hässlichen spricht. Dabei wurden hässliche mit schönen Elementen
verschränkt oder traditionelle lyrische Bereiche wie die idyllische Mondpoesie
ironisiert. Georg Heym lässt beispielsweise sein Kriegsmonster in Der Krieg den
Mond zerdrücken, während Georg Trakls Sonne in Grodek dunkel und bedrohlich
über den Himmel rollt. Die Dichtersprache wurde auch zerschlagen, weil sie nicht
mehr als Ausdrucksmittel der neuen Wirklichkeit taugte. Es handelt sich um
Provokation, Spielerei und um ein Aufbegehren gegen die ästhetischen Werte der
Bürger.
Im Folgenden soll zunächst das Thema der Großstadt allgemein genauer beleuchtet
werden, wobei unterschiedliche Darstellungsformen des Motivs eine Rolle spielen.
Anschließend wird das Thema anhand der Gedichte Städter von Alfred Wolfenstein,
Der Gott der Stadt von Georg Heym und Alfred Lichtensteins Texten Die Stadt und
Punkt genauer untersucht und herausgearbeitet, wie die drei Autoren mit dem
Motivkreis umgingen.