Der König Candaules: Drama in drei Akten
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Publisher Description
Die Entwicklung der dramatischen Kunst aufzuweisen, ist ein Gegenstand von eigentümlicher Schwierigkeit. Das dramatische Kunstwerk findet und kann seinen hinreichenden Zweck nicht in sich selber finden; der Dramatiker richtet es vielmehr sozusagen zwischen dem Zuschauer und dem Schauspieler auf, und so nehme ich mir vor, mich einmal auf den Standpunkt des Dichters, dann auf den des Schauspielers und schließlich auf den des Zuschauers zu stellen.
Eine andere Schwierigkeit, und keine geringe, kommt daher, daß zu dem Erfolg eines Stücks oder selbst einer ganzen Gattung von Stücken, manches in Betracht kommt, das mit der Literatur gar nichts zu tun hat. Ich meine damit nicht nur diese vielfachen Elemente, die das dramatische Kunstwerk zu seiner Darstellung und zu deren Erfolg braucht, wie Dekoration, Kostüm, Frauenschönheit, Talent und Berühmtheit der Schauspieler; ich meine damit vielmehr besonders die sozialen, patriotischen, pornographischen oder pseudokünstlerischen vorgefaßten Meinungen des Autors. Die erfolgreichen Stücke unserer heutigen Bühne sind zumeist in solchem Maße aus solchen vorgefaßten Meinungen fabriziert, daß man, läßt man eine nach der anderen fallen, fast vom ganzen Stück nichts übrig behält.
In den meisten Fällen dankt eben diesen vorgefaßten Meinungen und Anschauungen das Stück seinen Erfolg; und der Autor, der ihnen nicht gehorcht, dem bloß und nichts als die Kunst seine vorgefaßte Meinung ist, riskiert meistens, nicht nur nicht beliebt zu sein, sondern gar nicht aufgeführt zu werden.