Welche Konsequenzen hat funktionale Differenzierung für die Politik? Welche Konsequenzen hat funktionale Differenzierung für die Politik?

Welche Konsequenzen hat funktionale Differenzierung für die Politik‪?‬

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Im alten Griechenland gab es die Unterscheidung zwischen Polis (Stadt) gleichbedeutend mit Verwaltung, Politik einerseits und Oikos (Haushalt) sinnverwandt mit der Organisation des nicht politischen. Heute spricht man noch von „Staat und Gesellschaft“ oder von „Politik und Gesellschaft“. Aus der systemtheoretischen Perspektive ist es jedoch bevorzugt von der „Politik der Gesellschaft“ zu sprechen, was die Aufhebung der Leitfunktion für Politik impliziert. Auch ist zu unterscheiden von der Polis bestehend aus Menschen und dem politischen System bestehen aus politischer Kommunikation. Bevor allerdings die Gesellschaft die Struktur der funktional differenzierten Gesellschaft hatte, durchlief sie evolutionär drei Entwicklungsstufen. Erstens die Differenzierung in gleiche Teilsysteme ohne spezielle Funktion (Segmentation). Zweitens die Differenzierung in Zentrum / Peripherie und schließlich als letzte Stufe vor der funktional differenzierten Gesellschaft die hierarchische Differenzierung in Schichten (stratifikatorische Gesellschaft). Die Vorstufe der funktional differenzierten Gesellschaft, die in Europa seit dem 17. Jahrhundert zu erkennen war, hatte eine Struktur von Teilsystemen ungleichen Ranges. Die alte Ordnung kannte keine funktionale Aufteilung von Gesellschaft. Amtsmacht war beispielshalber durch Geburt gegeben, der Körper des Monarchen repräsentierte transzendente Mächte und die Einheit der Untertanen, er hatte den Anspruch für das Wohl des Volkes und die Gerechtigkeit zu sorgen. Es gab eine Schließung der Oberschicht durch Endogamie. Machtressourcen waren ungleich verteilt ebenso wie Kommunikationsressourcen, so dass in diesem Sinne eine politische Kommunikation nur im Adel stattfand. Eine hierarchische Ordnung mit klaren Rangdifferenzierungen war getragen von Macht, Reichtum und Domination. Die soziale Ordnung glich damit einer patriarchalischen Ordnung. Von einem politischen System nach unserem modernen Verständnis kann unter solchen Bedingungen nicht die Rede sein. Erst die Umbrüche am Ende des 18. Jahrhunderts leiteten einen langen Prozess der Ausdifferenzierung eines politischen Systems ein und lösten die stratifikatorische Gesellschaftsstruktur ab. Die soziale Ordnung in der modernen differenzierten Gesellschaft lebt nicht mehr durch Macht, Reichtum oder Hierarchie, sondern ist eine Produktion der funktionalen Differenzierung. Strukturell ist die moderne Gesellschaft geprägt von egalitären und unabhängigen funktional differenzierten Systemen von denen die wichtigsten das politische System, das Wirtschaftssystem, das Wissenschaftssystem, das Erziehungssystem, das Rechtssystem, die Familien, die Religion, das Medizinsystem und das Kunstsystem sind. Die einzelnen Teilsysteme erfüllen ihre Funktion für die gesamte Gesellschaft. Luhmann beschreibt dies auch mit dem Begriff der Arbeitsteilung.1 Spezifische Funktionen sollen nur in einem System und in keinem anderen erfüllt werden. Es gibt eben nur eine Wahrheit in der Gesellschaft und die ist funktional durch das Wissenschaftssystem abgedeckt und nur eine Macht, die im politischen System zu finden ist. Die Gesellschaft hat keine Spitze, kein Zentrum, auch wenn heute noch einige behaupten, die Politik hätte eine herausragende Stellung und sei zuständig für Probleme, die anderswo nicht gelöst werden können. Die Politik selbst jedoch hypostasiert, wie jedes andere Funktionssystem auch, den Primat der eigenen Funktion. Das soll nicht darüber hinweg täuschen, dass die Funktionen der Systeme auch jeweils die Leistungen sind, die sie für andere Systeme erbringen. Die zentrale Leistung oder besser gesagt die Funktion des politischen Systems ist dann gewissermaßen das Bereithalten der Kapazitäten zu kollektiv bindenden Entscheidungen.2 Zugleich ist das „Bereitstellen entsprechender Machtkapazitäten (..) das nach außen abgrenzbare, (…), das die Funktion vorzeichnet.“3

GENRE
Politics & Current Affairs
RELEASED
2012
12 October
LANGUAGE
DE
German
LENGTH
17
Pages
PUBLISHER
GRIN Verlag
SIZE
117.9
KB

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