![Minne und Erotik in Wolframs Parzival](/assets/artwork/1x1-42817eea7ade52607a760cbee00d1495.gif)
![Minne und Erotik in Wolframs Parzival](/assets/artwork/1x1-42817eea7ade52607a760cbee00d1495.gif)
![](/assets/artwork/1x1-42817eea7ade52607a760cbee00d1495.gif)
![](/assets/artwork/1x1-42817eea7ade52607a760cbee00d1495.gif)
Minne und Erotik in Wolframs Parzival
Eine narratologische Untersuchung der Kemenateszene (Parzival und Condwîr-âmûrs)
-
- $23.99
-
- $23.99
Publisher Description
Einer der faszinierenden Aspekte im „Parzival“ Wolframs von Eschenbach ist die
Entwicklung Parzivals vom Jungen, der im Wald fern jeder Zivilisation aufwächst, hin zum
höfischen Ritter. Diese Faszination speist sich aus der Spannung zwischen den kulturellen
Normen der „hövescheit“ und ihrer Nichtbefolgung durch Unkenntnis.
Eine Leistung des Texts ist, dass diese Spannung sich nicht nur inhaltlich wieder findet,
sondern auch auf der Ebene des narrativen Texts vorhanden ist.
Um diese Bedeutungsebenen adäquat zu beschreiben, bietet sich das von Gerard Genette in
„Die Narration“ entwickelte textanalytische Instrumentarium an, auf das ich mich
hauptsächlich beziehen werde. Dort wird zwischen dem Signifikat „Geschichte“1 und dem
Signifikant „Erzählung“2 unterschieden und somit die oben skizzierte Besonderheit des Texts
beschreibbar gemacht.
Benutzt man dieses textanalytische Werkzeug um sich beispielsweise die erste
Zusammenkunft von Parzival und Condwîr-âmûrs3 - unter zwei Augen in einem privaten
Raum - anzusehen, so fällt folgendes auf:
Dieser Textabschnitt wirkt allein schon durch die auch in mittelalterlichen Texten topische
Situation erotisch, zumindest auf den heutigen Rezipienten.
Betrachtet man aber nüchtern, was tatsächlich an Handlungen und Sprechakten in der
Textstelle erzählt wird, so stellt man fest, dass keine sexuelle Handlung stattfindet und es
keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass eine der Figuren die doch hoch brisante Situation als
erotisch empfindet.
==
1 In Genettes Terminologie bedeutet „Geschichte“ das „Signifikat“, „den narrativen Inhalt“, das ‚Was’ der
Handlungen und der Sprechakte, die durch den Akt der Narration produziert werden. Gérard Genette: Die
Erzählung. München 1998, S. 16.
2 „Erzählung“ bedeutet in Genettes Terminologie das „Signifikant“, den „narrative[n] Text“, das ‚Wie,’ die
durch den Akt der Narration produziert werden. Ebenda.
3 Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nach der Ausgabe Karl Lachmanns revidiert und kommentiert von
Eberhard Nellmann Übertragen von Dieter Kühn. Eberhard Nellmann (Hg.). Frankfurt am Main 1994, 192,1-
196,8.