Familienformen und die Rolle des Vaters im Vergleich: Ganzes Haus und proletarische Familie
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Description de l’éditeur
Als ganzes Haus bezeichnet man eine Familienform, in der Familienleben und Arbeitsplatz nicht getrennt sind, das ganze Haus ist als soziale Organisation eine Lebens-und Wirtschaftsgemeinschaft. Es ist ein Verband einer oder mehrerer Kernfamilien samt deren ledigen Angehörigen und dem mitarbeitenden Personal, wobei meist mehrere Generationen unter einem Dach leben. Diese Familienform bezieht sich auf bäuerliche Familien, den Adel, welcher seine Güter selbst bewirtschaftet und die handels- und gewerbetreibenden Bürger in den Städten.5
Das tägliche Leben beruht auf der Subsistenzwirtschaft, das heißt es ist auf die Selbstversorgung und Erarbeitung des eigenen Lebensunterhaltes ausgerichtet, dabei bleibt die Marktverflechtung gering.6 Die Produktivität der Arbeit befand sich auf einem niedrigen Niveau und steigerte sich bis zum 18. Jh. kaum. Deshalb blieb die agrarische wie gewerbliche Produktion in hohem Maß an natürliche Voraussetzungen gebunden.
Schwankungen der Naturverhältnisse wurden sehr schnell zu Naturkatastrophen, die sich negativ auf den Wirtschaftsertrag auswirkten und so lebten viele Familien am Rande der Existenz. In dieser Lebens- und Arbeitsform, wo alle Familienmitglieder unausgesetzt für den (gemeinsamen) Lebensunterhalt arbeiten müssen, sind kleine Kinder, die noch nicht zum Familienunterhalt beitragen können, eine unbequeme Last7.
Der Vater hatte im ganzen Haus die Machtposition, familien- und sachrechtlich gesehen, [war] nur er selbstständig handlungsfähig; nur er hat[te] politische Rechte in der weltlichen Gemeinde; er [war] der Vormund der Hausgenossen und übt[e] das Züchtigungsrecht aus8. Obwohl sich Mann, Frau und Kinder gleichermaßen abschindeten, blieb die Frau unter allen Umständen in völliger Abhängigkeit vom Hausvater, im bäuerlichen Lebensbereich stärker als im Handwerk, mit Abmilderung allenfalls durch die Höhe des in die Ehe eingebrachten Vermögens9.
Die Familie hatte wenig Zeit für Emotionalität und Intimitäten oder gar einen Rückzug, das Zusammenleben ist bestimmt durch harte Organisation, Normen, Regeln und formellen Umgang. Doch auch Gemeinschaftlichkeit wurde deutlich, so etwa bei Festen und Feiern.10