Die Zeichen der Zeit in Thomas Bernhards 'Heldenplatz'. Eine kulturwissenschaftliche Betrachtungsweise Die Zeichen der Zeit in Thomas Bernhards 'Heldenplatz'. Eine kulturwissenschaftliche Betrachtungsweise

Die Zeichen der Zeit in Thomas Bernhards 'Heldenplatz'. Eine kulturwissenschaftliche Betrachtungsweise

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Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,00 (mit Auszeichnung), Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Deutsches Seminar), Veranstaltung: Seminar Thomas Bernhard, Sprache: Deutsch, Abstract: Thomas Bernhards Bühnenstück ''Heldenplatz'' entstand im Auftrag von Claus Peymann als Beitrag zum 100-jährigen Bestehen des Wiener Burgtheaters 1988. Die primäre Intention des Auftraggebers war, anlässlich des 50. Jahrestags der Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland das österreichische Theaterpublikum an die eigene ruhmlose Vergangenheit zu erinnern. Diesem Wunsch entsprechend zeigte Thomas Bernhard in ''Heldenplatz'' die komplexen Konsequenzen der lange Zeit beschwiegenen nationalsozialistischen Verstrickung Österreichs exemplarisch anhand einer Wiener Familiengeschichte auf. Aus der Sicht einer jüdischen Großbürgerfamilie beantwortete er aktuelle Fragen zu der Selbst- und Fremdwahrnehmung, u.a. was Wien (bzw. Österreich), wer ein Österreicher und wer ein Jude in Wien (bzw. Österreich) Ende der 1980er Jahre sei. Zugleich stellte er aus demselben Blickwinkel und in Zusammenhang mit der Identitätsproblematik dar, inwiefern der sogenannten Opfergeneration sowie deren Kindern die (Re-)Integration in ihrem Vaterland, bzw. dem Vaterland die Integration der jüdischen (Re-)Migranten gelang. Das Bühnenstück sorgte aufgrund einer heftigen öffentlich-medialen Diskussion noch vor seiner Uraufführung am 4. November 1988 im Wiener Burgtheater für einen der größten Skandale der österreichischen Theatergeschichte. Wie viele Politiker protestierte auch der parteilose Bundespräsident Kurt Waldheim gegen ''Heldenplatz'' noch vor der Premiere vehement: ''Ich halte dieses Stück für eine grobe Beleidigung des österreichischen Volkes und lehne es daher ab''. Bei dem ehemaligen KZ-Häftling, ungarischen Schriftsteller und Nobelpreisträger Imre Kertész hingegen löste ''Heldenplatz'' eine Art Aha-Erlebnis aus: ''Die Dialoge in Heldenplatz habe ich so von Juden in Budapest gehört.'' Diesen schlagartigen Moment des Wiedererkennens erklärte er sich damit, dass Thomas Bernhard sich ''mit den Juden identifiziert'' habe. Die krasse Dichotomie der zeitgenössischen Aufnahme (Enthusiasmus seitens eines Opfers der Shoah, hysterische Empörung und kategorische Ablehnung seitens der medienwirksamen Öffentlichkeit) versuche ich im vorliegenden Aufsatz unter Zuhilfenahme einiger Grundsätze der Kulturwissenschaften zu verstehen.


Krisztina Kaltenecker hat Geschichte, Ungarisch und Deutsch studiert. Sie war Stipendiatin der ELTE, des DAAD und des Landes Baden-Württemberg. Ihre Publikationen behandeln die Eingliederung der Ungarndeutschen in Darmstadt, das Ungarnbild der Bonner Dokumentation, sowie das Dilemma der massenhaften oder vollständigen Vertreibung der Deutschen aus Ungarn.

GENRE
Fiction & Literature
RELEASED
2016
11 February
LANGUAGE
DE
German
LENGTH
23
Pages
PUBLISHER
GRIN Verlag
SIZE
403.2
KB

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